Das Buch der sinnlosen Wege

Die Grotesken-Sammlung stellt ihreProtagonisten in alltäglichen Umgebungen vor; eine Bank im Park, Tische im Restaurant und in Cafés, ein zufälliger Blick in eine Talkshow. Und ebenso normal hören sich anfangs die Gespräche an, bis sich Störungen und Absurditäten einschleichen, die schließlich in nahezu surreale Szenarien münden. Den Beteiligten ist eine Realitätsferne anzumerken, die aus der Unsicherheit ihrer Leben zwischen Wirklichkeit und medialer Welt entspringt; das zweite Leben im Umgang mit virtuellen Medien scheint in ihre Gedanken und Handlungen einzugreifen, welche sich als zunehmend unkompatibel zu den Herausforderungen der Realität erweisen. Sei es ein selbstinszeniertes Heldentum im Youtube oder eine Identitätsverschiebung zwischen zwei Ehepartnern, allen Protagonisten ist gemein, dass die bis dato trainierte Realität des Alltags zugunsten virtueller Einschübe zu schwinden beginnt; erste Anzeichen, dass in einer nicht allzu fernen Zukunft die Grenze zwischen Illusion und Physis vollends aufgehoben sein könnte. Eine Utopie oder eine Dystopie?

In „Der Geist und die Dunkelheit“ wird ein älteres Ehepaar durch eine SPAM auf einen Anbieter aufmerksam, der vor dem nahenden Weltuntergang warnt und Lösungen für Reiche anbietet; „Neumensch“ skizziert das Treffen zwischen einem Hundebesitzer und einem Jäger, der mit exorbitanten Summen einen Kampfhund erstehen will, um ihn anschließend vor laufenden Kameras abschießen zu können; in „Porthcurno“ offenbart ein Besucher einem Bestsellerautoren, dass er dessen Buch derart detailgetreu verfilmen möchte, dass es eine jede Realität übertrifft; die Episode „Die Implosion des aufgebauten Feldes“ verfolgt die irreale Entwicklung einer virtuellen Weltvernichtungsmaschine; „Er“ hinterfragt die Wahrheit medialer Bilder am Beispiel des „Verschwindens“ des Massenmörders Breivik vor laufenden Kameras im Gerichtssaal, in „Pitch“ erkennt sich ein Ehepaar nach vielen Jahren des Zusammenlebens durch die „Brille“ ihrer Smartphones nicht mehr wieder.

Mit den Mitteln der Komödie stellt die Geschichten die Frage nach der Entfremdung, die die Virtualität im menschlichen Miteinander mit sich bringt.

Grupello Verlag, Düsseldorf