The Thames project

Dem Projekt liegt der Gedanke zugrunde, ein komplexes Objekt visuell zu komprimieren und damit erfahrbar zu machen. Würde ein fiktiver Betrachter einen ausreichenden Sicht-Abstand zu dem 5km langen Foto der Themse einnehmen, so könnte er den gesamten Fluß in einem Augenblick sehen, ein Umstand, der in der Realität nicht denkbar wäre. Ein komplexes naturelles Objekt wie dieses mit einer Länge von 346 Kilometern würde sich immer dem unmittelbaren Erfassen seiner Gänze entziehen; erst die Faktoren der sekündlichen Radikalität des Fotografierens und das lückenlose Aneinanderreihen aller Fotos lassen eine Komprimierung entstehen, die die Ehrfahrbarkeit des Ganzen möglich macht.

Dieses „Ganze“ bietet zudem eine Neutralität im Wahrnehmen des Flusses selbst. Es ist nicht, wie etwa bei Bildbänden, ein Fokus auf besonders „schöne“ oder „sehenswerte“ Landschaften gelegt worden, vielmehr ist einfach –alles- da, was an den Ufern der Themse sichtbar ist, gleichartige und idyllische Landschaften ebenso wie industrielle und urbane Ansichten. Das Schöne steht gleichwertig und bewertungsneutral neben dem Unschönen, was zählt, ist rein die Darstellung der Komplexität und damit auch ein erweitertes Verständnis dessen, was der Fluß Themse alles ist, für was er alles steht.

Doch bietet das Gesamtfoto auch ein Paradoxum: obwohl die einzelnen Teile dieses Fotos zu unterschiedlichen Zeiten gemacht wurden, heben sie als einheitliches ganzes Foto diese Zeitunterschiede wieder auf, - zu sehen ist ein einzelner Foto-Raum, in dem die Zeit außer Kraft gesetzt scheint. Die ersten Fotos von der Themsequelle z.B. wurden im Mai 2006 gemacht, die letzten Fotos im Frühsommer des gleichen Jahres. Das Gesamtfoto zeigt natürlich die Jahreszeit-bedingten Veränderungen der Vegetation, dennoch verbleibt diese Wahrnehmung in dem einen Foto-Raum; die –Lücke- (der „Sprung“ zum nächsten Bild), die uns ansonsten den Faktor Zeit anzeigt, ist hier aufgehoben, ein Umstand und Verstehen, an den sich das Auge des Betrachters gewöhnen muß. Dennoch liegt nur der simple Umstand zugrunde, daß den einzelnen Fotos ihre Ränder genommen wurde, auf diese Weise erscheinen sie in ihrer Gesamtheit als Einheit und als – endlos.